Wie kannst du als Vegetarier deinen Omega-3-Status verbessern?
04.05.19Nährwertcheck OxiPur
Die für uns so wichtigen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) kommen in unserer Ernährung praktisch ausschließlich in Fisch vor. Das wirft natürlich die Frage auf, wie du als Vegetarier oder Veganer eine ausreichende Versorgung sicherstellen kannst. Diese Frage ist außerdem interessant, weil die Weltmeere sowieso schon so stark überfischt sind und Aquafarming mit seinen zum Teil fragwürdigen Haltungsbedingungen mit Einsatz von Chemikalien und Antibiotika stark in der Kritik steht. Ist es also möglich, seinen Omega-3-Bedarf auch aus rein pflanzlichen Quellen zu stillen?
Damit du eine bessere Vorstellung davon bekommst, wieviel Omega-3 in Form von EPA und DHA in verschiedenen Weltregionen aufgenommen wird, haben wir die Daten verschiedener Weltregionen in Tabelle 1 aufgelistet.
▲Tabelle 1: Omega-3-Aufnahme in verschiedenen Regionen der Welt.
Länder mit hohem Fischkonsum liegen erwartungsgemäß bei der Omega-3-Aufnahme an der Spitze. Viele Regionen liegen bei der Aufnahme von EPA und DHA allerdings auch deutlich unter den Empfehlungen. Was aus den Mittelwerten leider nicht sofort ersichtlich ist: Bei einem großen Teil der Bevölkerung steht Fisch nur sehr selten oder gar nicht auf dem Speiseplan. In Großbritannien essen beispielsweise 27 % der Bevölkerung überhaupt keinen fetten Fisch. Besonders dieser Teil der Bevölkerung gilt als kritisch unterversorgt. Doch auch Fleischesser leiden an einer schlechten Versorgung. Nur rund 10 % der US-Bevölkerung gelten als ausreichend mit Omega-3-Fettsäuren versorgt. Bei uns dürften diese Werte in einer ähnlichen Größenordnung liegen.
Zunächst die gute Nachricht: Das Risiko, an Herzerkrankungen zu erkranken, ist bei Vegetariern gut erforscht. Alle Arten von Vegetariern, ob vegan, ovo-lacto oder Pescetarier (also Vegetarier, die Fisch essen) haben ein deutlich geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Allerdings ist es momentan noch unklar, ob sich dieses Risiko durch eine adequate Ergänzung von EPA oder DHA noch weiter senken lassen würde.
Omega-3-Fettsäuren werden als Baustein in die Zellmembranen integriert. Aus Untersuchungen weiß man, dass der Anteil an EPA und DHA in diesen Zellmembranen bei Vegetariern nur etwa halb so hoch ist wie bei Fleischessern. Das wirft die Frage auf, ob möglicherweise die Omega-3-Versorgung von Vegetariern suboptimal sein könnte.
Ein Ansatz für eine bessere Versorgung mit Omega-3 ist, die Zufuhr an α-Linolensäure (ALA) zu steigern. Als Vegetarier hast du in der Regel einen höheren Anteil an Nüssen, Samen oder Gemüse auf dem Speiseplan, und nimmst somit automatisch mehr ALA zu dir (vgl. Abbildung 1). Der Mensch kann ALA in die physiologisch aktiveren Fettsäuren EPA und zu einem weit geringerem Umfang in DHA konvertieren, wobei die Studienlage zum genauen Ausmaß dieser Konversionsraten leider etwas widersprüchlich ist.
▲ Abbildung 1: Die wichtigsten Omega-3-Fettsäuren und ihre wichtigsten Quellen im Überblick.
Eine höhere Aufnahme von ALA kann scheinbar den Anteil an EPA im Blut steigern, allerdings sind die Umwandlungsraten nur gering. Bei Frauen liegt die Umwandlungsrate zwischen 5 und 10 %, bei Männern nur bei unter 5 %. Die Umwandlungsrate hängt von der aufgenommenen Menge an Omega-6-Fettsäuren ab und nur ein Verhältnis Omega-6 zu Omega-3 von 5:1 oder niedriger garantiert eine optimale Konversionsrate. Doch trotz dieser Umwandlung ist es schwierig, auf diese Weise seinen Bedarf an DHA zu decken.
Einige Mikroalgenarten produzieren natürlicherweise EPA und DHA. Aus ihnen hergestelltes Öl stellt eine gute vegetarische Alternative dar, um seinen Bedarf an DHA zu decken. In Studien wurde bereits nachgewiesen, dass durch die Einnahme innerhalb weniger Monate der DHA-Gehalt in den Zellmembranen deutlich ansteigt. Allerdings lassen sich die Hersteller das Öl als Nahrungsergänzungsmittel auch fürstlich bezahlen. Man muss etwa den zehnfachen Preis einer vergleichbaren Menge an Fischöl bezahlen. Aktuell wird z. B. auch an der Produktion von biotechnisch veränderten Hefen gearbeitet, aus denen man die wertvollen Fettsäuren kostengünstiger gewinnen könnte. Insgesamt steckt dieser Zweig allerdings noch in den Kinderschuhen. Man kann davon ausgehen, dass die Nachfrage an vegetarischen Alternativen in Zukunft rapide ansteigen wird und damit auch das Angebot breiter wird. In der Zwischenzeit muss man sich allerdings nicht von überzogenen Marketingversprechungen der Omega-3-Industrie verrückt machen lassen.
Trotz einer ineffizienten Konvertierung von ALA in EPA oder DHA scheint die Versorgung in gesunden Vegetariern ausreichend zu sein, wenn die Nahrung genügend ALA enthält und das Verhältnis von zugeführten Omega-6 zu Omega-3 bei 5:1 oder weniger liegt.
Es gibt jedoch auch Situationen, in denen der individuelle Bedarf erhöht ist und unter Umständen nicht mehr durch reine Konversion von ALA gestillt werden kann, z. B. während der Schwangerschaft oder bei Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Diabetes, ...). Hier solltest du eine geeignete Ergänzung erwägen. Auch als Veganer solltest du über eine direkte DHA-Quelle nachdenken, weil du nicht auf Eier als Lieferant dieser wertvollen Fettsäure bauen kannst.
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Quellen:
Bildquelle: Ken Hawkins, https://www.flickr.com/photos/jpardo/5836662991 (CC BY-ND 2.0)
Wie hoch ist der Omega-3-Verzehr in verschiedenen Regionen der Welt?
Damit du eine bessere Vorstellung davon bekommst, wieviel Omega-3 in Form von EPA und DHA in verschiedenen Weltregionen aufgenommen wird, haben wir die Daten verschiedener Weltregionen in Tabelle 1 aufgelistet.
Land oder Region | Beschreibung | Einnahme von EPA + DHA (mg/Tag) |
---|---|---|
Allgemein | kein oder unregelmäßiger Fischkonsum | <<100 |
Australien | Erwachsene | 143 |
Nordamerika | Erwachsene | 200 |
UK | Erwachsene | 244 |
Mitteleuropa | Erwachsene | 250 |
Frankreich | Frauen, 45–63 Jahre | 344 |
Nordeuropa | Erwachsene | 590 |
Japan | Erwachsene | 950 |
Länder mit hohem Fischkonsum liegen erwartungsgemäß bei der Omega-3-Aufnahme an der Spitze. Viele Regionen liegen bei der Aufnahme von EPA und DHA allerdings auch deutlich unter den Empfehlungen. Was aus den Mittelwerten leider nicht sofort ersichtlich ist: Bei einem großen Teil der Bevölkerung steht Fisch nur sehr selten oder gar nicht auf dem Speiseplan. In Großbritannien essen beispielsweise 27 % der Bevölkerung überhaupt keinen fetten Fisch. Besonders dieser Teil der Bevölkerung gilt als kritisch unterversorgt. Doch auch Fleischesser leiden an einer schlechten Versorgung. Nur rund 10 % der US-Bevölkerung gelten als ausreichend mit Omega-3-Fettsäuren versorgt. Bei uns dürften diese Werte in einer ähnlichen Größenordnung liegen.
Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf Herzerkrankungen
Zunächst die gute Nachricht: Das Risiko, an Herzerkrankungen zu erkranken, ist bei Vegetariern gut erforscht. Alle Arten von Vegetariern, ob vegan, ovo-lacto oder Pescetarier (also Vegetarier, die Fisch essen) haben ein deutlich geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Allerdings ist es momentan noch unklar, ob sich dieses Risiko durch eine adequate Ergänzung von EPA oder DHA noch weiter senken lassen würde.
Omega-3-Fettsäuren werden als Baustein in die Zellmembranen integriert. Aus Untersuchungen weiß man, dass der Anteil an EPA und DHA in diesen Zellmembranen bei Vegetariern nur etwa halb so hoch ist wie bei Fleischessern. Das wirft die Frage auf, ob möglicherweise die Omega-3-Versorgung von Vegetariern suboptimal sein könnte.
Ernährung mit dem idealen Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis
Ein Ansatz für eine bessere Versorgung mit Omega-3 ist, die Zufuhr an α-Linolensäure (ALA) zu steigern. Als Vegetarier hast du in der Regel einen höheren Anteil an Nüssen, Samen oder Gemüse auf dem Speiseplan, und nimmst somit automatisch mehr ALA zu dir (vgl. Abbildung 1). Der Mensch kann ALA in die physiologisch aktiveren Fettsäuren EPA und zu einem weit geringerem Umfang in DHA konvertieren, wobei die Studienlage zum genauen Ausmaß dieser Konversionsraten leider etwas widersprüchlich ist.
▲ Abbildung 1: Die wichtigsten Omega-3-Fettsäuren und ihre wichtigsten Quellen im Überblick.
Eine höhere Aufnahme von ALA kann scheinbar den Anteil an EPA im Blut steigern, allerdings sind die Umwandlungsraten nur gering. Bei Frauen liegt die Umwandlungsrate zwischen 5 und 10 %, bei Männern nur bei unter 5 %. Die Umwandlungsrate hängt von der aufgenommenen Menge an Omega-6-Fettsäuren ab und nur ein Verhältnis Omega-6 zu Omega-3 von 5:1 oder niedriger garantiert eine optimale Konversionsrate. Doch trotz dieser Umwandlung ist es schwierig, auf diese Weise seinen Bedarf an DHA zu decken.
Was ist mit veganen Omega-3-Kapseln?
Einige Mikroalgenarten produzieren natürlicherweise EPA und DHA. Aus ihnen hergestelltes Öl stellt eine gute vegetarische Alternative dar, um seinen Bedarf an DHA zu decken. In Studien wurde bereits nachgewiesen, dass durch die Einnahme innerhalb weniger Monate der DHA-Gehalt in den Zellmembranen deutlich ansteigt. Allerdings lassen sich die Hersteller das Öl als Nahrungsergänzungsmittel auch fürstlich bezahlen. Man muss etwa den zehnfachen Preis einer vergleichbaren Menge an Fischöl bezahlen. Aktuell wird z. B. auch an der Produktion von biotechnisch veränderten Hefen gearbeitet, aus denen man die wertvollen Fettsäuren kostengünstiger gewinnen könnte. Insgesamt steckt dieser Zweig allerdings noch in den Kinderschuhen. Man kann davon ausgehen, dass die Nachfrage an vegetarischen Alternativen in Zukunft rapide ansteigen wird und damit auch das Angebot breiter wird. In der Zwischenzeit muss man sich allerdings nicht von überzogenen Marketingversprechungen der Omega-3-Industrie verrückt machen lassen.
Wer benötigt EPA und DHA überhaupt als Nahrungsergänzung?
Trotz einer ineffizienten Konvertierung von ALA in EPA oder DHA scheint die Versorgung in gesunden Vegetariern ausreichend zu sein, wenn die Nahrung genügend ALA enthält und das Verhältnis von zugeführten Omega-6 zu Omega-3 bei 5:1 oder weniger liegt.
Es gibt jedoch auch Situationen, in denen der individuelle Bedarf erhöht ist und unter Umständen nicht mehr durch reine Konversion von ALA gestillt werden kann, z. B. während der Schwangerschaft oder bei Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Diabetes, ...). Hier solltest du eine geeignete Ergänzung erwägen. Auch als Veganer solltest du über eine direkte DHA-Quelle nachdenken, weil du nicht auf Eier als Lieferant dieser wertvollen Fettsäure bauen kannst.
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Unsere App Nährwertcheck enthält umfangreiche Nährwerttabellen mit Angaben zu EPA, DHA, ALA und dem Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis. Hol sie dir im App Store!
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Quellen:
- D. Givens et al., Current intakes of EPA and DHA in European populations and the potential of animal-derived foods to increase them, Proceedings of the Nutrition Society (2008), 67, 273-280
- A. Welch et al., Dietary intake and status of n-3 polyunsaturated fatty acids in a population of fish-eating and non-fish-eating meat-eaters, vegetarians, and vegans and the precursor-product ratio of α-linolenic acid to long-chain n-3 polyunsaturated fatty acids: results from the EPIC-Norfolk cohort, Am J Nutr 2010, 92:1040-51
- J. Brenna et al., α-Linolenic acid supplementation and conversion to n-3 long-chain polyunsaturated fatty acids in humans, Prostaglandins, Leukotrienes and Essential Fatty Acids (PLEFA), 2009, Vol.80(2), pp.85-91
- W. Harris, Achieving optimal n-3 fatty acid status: the vegetarian's challenge... or not, Am J Clin Nutr. 2014 Jul,100 Suppl 1:449S-52S
- B. Davis et al., Achieving optimal essential fatty acid status in vegetarians: current knowledge and practical implications, Am J Clin Nutr 2003,78(suppl):640S-6S
Bildquelle: Ken Hawkins, https://www.flickr.com/photos/jpardo/5836662991 (CC BY-ND 2.0)