Lactoseintoleranz und Reizdarm
20.04.18Histamin Fructose & Co.
Offensichtlich werden Reizdarmbeschwerden verstärkt, wenn größere Mengen Milchzucker in den Dickdarm gelangen – selbst wenn Betroffene gar nicht an einer Lactoseintoleranz leiden. Woran liegt das?
Eine Milchzuckerunverträglichkeit tritt dann auf, wenn die Produktion des Verdauungsenzyms Lactase im Dünndarm so stark vermindert ist, dass der Milchzucker nur unvollständig verdaut werden kann.
Bei Reizdarmpatienten tritt die Lactoseunverträglichkeit im Schnitt nur etwas häufiger auf als in der normalen Bevölkerung. Allerdings werden die Verdauungsbeschwerden in der Reizdarmgruppe als deutlich unangenehmer wahrgenommen. In der normalen Bevölkerung empfinden viele Menschen mit Lactoseintoleranz gar keine oder nur schwach ausgeprägte Symptome. Woher kommen diese starken Unterschiede in der Wahrnehmung?
Offensichtlich können Reizdarmbeschwerden verstärkt werden, wenn größere Mengen Milchzucker in den Dickdarm gelangen. Eigentlich dient der Zucker dort den nützlichen Milchsäurebakterien als Nahrung. Bei der Fermentation von Milchzucker entstehen essentielle kurzkettige Fettsäuren, die die Darmschleimhaut schützen.
Erst wenn die Menge des Milchzuckers zu groß ist, treten bei Lactoseintoleranten Beschwerden auf, weil dann ein anderer Effekt überwiegt: Milchzucker zieht Wasser aus der Umgebung an und verhindert die Entwässerung des Stuhls.
In der Regel werden über den Tag verteilt 12 g Milchzucker (die Menge in einem kleinem Glas Milch) problemlos vertragen. Menschen mit genetisch bedingt nachlassender Lactaseaktivität können deswegen durchaus moderate Mengen an Milchprodukten konsumieren.
Die Darmflora des Menschen besteht zum überwiegenden Teil aus Bakterien. Aus Untersuchungen weiß man, dass die Zusammensetzung der Darmflora von Reizdarmpatienten gegenüber der von gesunden Menschen deutlich verändert ist. Als Folge kommt es zu unerwünschten Begleiterscheinungen.
Beim Reizdarmsyndrom wird die Dehnung durch Gase oder wässrige Stühle als höchst unangenehm empfunden. Durch die veränderte Darmflora entstehen bei der Fermentation mehr schädliche Produkte. Es kann z. B. in hohem Maße Methan gebildet werden, das die Darmperistaltik lähmt. Gase, die bei der Verdauung entstehen, werden dadurch nicht mehr schnell genug abtransportiert und es bildet sich ein unangenehmer Blähbauch. Einige Betroffene leiden deswegen sogar an Verstopfung, obwohl Lactoseintoleranz eigentlich eher mit Durchfällen in Verbindung gebracht wird.
Die komplette Vermeidung von Lactose führt übrigens nur bei etwa der Hälfte der vermeintlich Lactoseintoleranten zu einer spürbaren Verbesserung der Symptomatik. Wenn die Beschwerden bei einer Lactoseunverträglichkeit trotz lactosearmer Ernährung nicht abklingen, kann das ein Hinweis auf eine andere zugrunde liegende Erkrankung sein, z. B. Reizdarm oder Kuhmilchallergie. Deswegen sollte bei einem Fortbestehen der Beschwerden die Diagnose unbedingt noch einmal von einem Arzt überprüft werden.
Die Diagnose Lactoseintoleranz bedeutet nicht zwangsläufig den vollständigen Verzicht auf Milchprodukte. Obwohl ein großer Teil der Weltbevölkerung im Alter die Fähigkeit verliert, große Mengen Milchzucker enzymatisch aufzuspalten, bleibt in der Regel eine Restaktivität zurück und kleine bis moderate Mengen an Milchprodukten können beschwerdefrei verzehrt werden. Die Auswirkungen des Enzymdefizits sind sehr individuell. Einige Lactoseintolerante haben sogar nicht einmal nach dem Verzehr großer Mengen Milchzucker Beschwerden.
Anders ist der Fall, wenn die Lactoseintoleranz nur als Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung auftritt. Menschen mit Reizdarmbeschwerden vertragen Lactose häufig nur schlecht, auch wenn keine Lactoseintoleranz diagnostiziert wurde. Neben Lactose können auch andere schlecht absorbierbare kurzkettige Kohlenhydrate (sog. FODMAPs) als Auslöser von Beschwerden in Frage kommen. Erst wenn man die Zufuhr aller FODMAPs reduziert, kommt es in vielen Fällen zu einer spürbaren Verbesserung der Symptomatik.
In unserer App Histamin, Fructose & Co. finden Sie wertvolle Hilfestellung zum Thema Ernährung bei Lebensmittelunverträglichkeiten. Erhältlich für iOS und Android.
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Photo by Fahmi Fakhrudin on Unsplash
Eine Milchzuckerunverträglichkeit tritt dann auf, wenn die Produktion des Verdauungsenzyms Lactase im Dünndarm so stark vermindert ist, dass der Milchzucker nur unvollständig verdaut werden kann.
Bei Reizdarmpatienten tritt die Lactoseunverträglichkeit im Schnitt nur etwas häufiger auf als in der normalen Bevölkerung. Allerdings werden die Verdauungsbeschwerden in der Reizdarmgruppe als deutlich unangenehmer wahrgenommen. In der normalen Bevölkerung empfinden viele Menschen mit Lactoseintoleranz gar keine oder nur schwach ausgeprägte Symptome. Woher kommen diese starken Unterschiede in der Wahrnehmung?
Verdauungsbeschwerden durch Lactose
Offensichtlich können Reizdarmbeschwerden verstärkt werden, wenn größere Mengen Milchzucker in den Dickdarm gelangen. Eigentlich dient der Zucker dort den nützlichen Milchsäurebakterien als Nahrung. Bei der Fermentation von Milchzucker entstehen essentielle kurzkettige Fettsäuren, die die Darmschleimhaut schützen.
Erst wenn die Menge des Milchzuckers zu groß ist, treten bei Lactoseintoleranten Beschwerden auf, weil dann ein anderer Effekt überwiegt: Milchzucker zieht Wasser aus der Umgebung an und verhindert die Entwässerung des Stuhls.
In der Regel werden über den Tag verteilt 12 g Milchzucker (die Menge in einem kleinem Glas Milch) problemlos vertragen. Menschen mit genetisch bedingt nachlassender Lactaseaktivität können deswegen durchaus moderate Mengen an Milchprodukten konsumieren.
Veränderte Darmflora bei Reizdarm
Die Darmflora des Menschen besteht zum überwiegenden Teil aus Bakterien. Aus Untersuchungen weiß man, dass die Zusammensetzung der Darmflora von Reizdarmpatienten gegenüber der von gesunden Menschen deutlich verändert ist. Als Folge kommt es zu unerwünschten Begleiterscheinungen.
Beim Reizdarmsyndrom wird die Dehnung durch Gase oder wässrige Stühle als höchst unangenehm empfunden. Durch die veränderte Darmflora entstehen bei der Fermentation mehr schädliche Produkte. Es kann z. B. in hohem Maße Methan gebildet werden, das die Darmperistaltik lähmt. Gase, die bei der Verdauung entstehen, werden dadurch nicht mehr schnell genug abtransportiert und es bildet sich ein unangenehmer Blähbauch. Einige Betroffene leiden deswegen sogar an Verstopfung, obwohl Lactoseintoleranz eigentlich eher mit Durchfällen in Verbindung gebracht wird.
Reizdarm oder Milchzuckerunverträglichkeit?
Die komplette Vermeidung von Lactose führt übrigens nur bei etwa der Hälfte der vermeintlich Lactoseintoleranten zu einer spürbaren Verbesserung der Symptomatik. Wenn die Beschwerden bei einer Lactoseunverträglichkeit trotz lactosearmer Ernährung nicht abklingen, kann das ein Hinweis auf eine andere zugrunde liegende Erkrankung sein, z. B. Reizdarm oder Kuhmilchallergie. Deswegen sollte bei einem Fortbestehen der Beschwerden die Diagnose unbedingt noch einmal von einem Arzt überprüft werden.
Fazit
Die Diagnose Lactoseintoleranz bedeutet nicht zwangsläufig den vollständigen Verzicht auf Milchprodukte. Obwohl ein großer Teil der Weltbevölkerung im Alter die Fähigkeit verliert, große Mengen Milchzucker enzymatisch aufzuspalten, bleibt in der Regel eine Restaktivität zurück und kleine bis moderate Mengen an Milchprodukten können beschwerdefrei verzehrt werden. Die Auswirkungen des Enzymdefizits sind sehr individuell. Einige Lactoseintolerante haben sogar nicht einmal nach dem Verzehr großer Mengen Milchzucker Beschwerden.
Anders ist der Fall, wenn die Lactoseintoleranz nur als Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung auftritt. Menschen mit Reizdarmbeschwerden vertragen Lactose häufig nur schlecht, auch wenn keine Lactoseintoleranz diagnostiziert wurde. Neben Lactose können auch andere schlecht absorbierbare kurzkettige Kohlenhydrate (sog. FODMAPs) als Auslöser von Beschwerden in Frage kommen. Erst wenn man die Zufuhr aller FODMAPs reduziert, kommt es in vielen Fällen zu einer spürbaren Verbesserung der Symptomatik.
In unserer App Histamin, Fructose & Co. finden Sie wertvolle Hilfestellung zum Thema Ernährung bei Lebensmittelunverträglichkeiten. Erhältlich für iOS und Android.
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Photo by Fahmi Fakhrudin on Unsplash