Die Legende vom Vitamin D in Avocados
Man liest in zahlreichen Ratgebern und Internetseiten, dass Avocados ein exzellenter Lieferant von Vitamin D wären. Die Wunderfrucht wird empfohlen, um seinen Vitamin-D-Spiegel zu erhöhen, der besonders in den Wintermonaten sehr niedrig sein kann. Doch was ist dran an dieser Behauptung? Wir haben leider schlechte Neuigkeiten!
Vitamin D ist der Sammelbegriff für mehrere fettlösliche Verbindungen (z. B. Vitamin D2 und D3), die eine wichtige Rolle bei der Bildung der Knochen und der Absorption von Calcium spielen. Streng genommen handelt es sich bei Vitamin D übrigens nicht um ein Vitamin, sondern um eine Art von Hormon. Vitamine sind per Definition für den Menschen lebenswichtige Stoffe, die nicht vom Körper gebildet werden können. Sie müssen also von außen über die Nahrung zugeführt werden.
Auf Vitamin D trifft diese Definition nicht zu. Es kann nämlich vom Menschen selbst gebildet werden, wenn die Haut einer genügend hohen Dosis an Sonnenlicht (UV-B-Strahlung) ausgesetzt ist.
Man kann Vitamin D aber auch über die Nahrung oder über Nahrungsergänzungsmittel zuführen, das kann besonders interessant sein, wenn der Winter lange ist und über viele Monate keine ausreichende Versorgung über die Sonne möglich ist. Allerdings ist Vitamin D insgesamt nur in wenigen Lebensmitteln enthalten: Die ergiebigsten Quellen sind fetter Meeresfisch und Lebertran.
Auch Avocados werden regelmäßig als guter Vitamin-D-Lieferant genannt, 100 g Avocado sollen 3,43 µg enthalten, was rund 70 % des Tagesbedarfs entspricht. In unseren Apps liegt der Vitamin-D-Gehalt bei 0 µg. Wir erhielten mehrere Anfragen, wieviel Vitamin D denn nun in der Avocado steckt.
Uns ist bei der Recherche der Daten in unserer App schnell aufgefallen, dass die Empfehlung Avocado zu essen, um seinen Vitamin-D-Bedarf zu decken, fast nur im deutschsprachigen Raum ausgesprochen wird. Deswegen durchforsteten wir die Fachliteratur nach Untersuchungen, die Avocado als Vitamin-D-Quelle identifizieren: Fehlanzeige! Der einzige Fachartikel, in dem von einem hohen Vitamin-D-Gehalt von Avocados berichtet wird, stammt aus dem Jahr 1930, dieser war aber leider nicht mehr zugänglich. Alle aktuellen internationalen Lebensmitteldatenbanken weisen einen Vitamin-D-Gehalt von 0 µg aus. Wieviel Vitamin D steckt denn nun in Avocado?
Schuld ist tatsächlich ein falscher Eintrag in einer weit verbreiteten deutschen Lebensmitteldatenbank, der mittlerweile aber korrigiert wurde. Dieser falsche Wert wurde leichtsinnigerweise von vielen Internetseiten, Bloggern und sogar Ernährungsberatern und Ärzten aufgegriffen und es wurden hunderte Artikel veröffentlicht, die Avocado als wertvolle Vitamin-D-Quelle aufzählen. Selbst auf den Beipackzetteln von verschreibungspflichtigen Medikamenten ist diese Information zu finden (siehe Abbildung 1). Leider wurden die entsprechenden Artikel nie korrigiert und sind nach wie vor weit oben in den Trefferlisten der Suchmaschinen zu finden.
An dieser Geschichte sieht man leider, dass ein einfacher Fehler in der heutigen Zeit zu einer schnellen Verbreitung von Falschinformationen auf hunderten Webseiten führen kann. Wir stoßen immer wieder auf solche Inkonsistenzen und versuchen dann der Sache auf dem Grund zu gehen. Auch wir sind nicht vor Fehlern gefeit, deswegen überprüfen wir unsere Informationen in regelmäßigen Abständen!
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Quellen:
Bild:
Günter Beer, www.beerfoto.com
Deckung des Eigenbedarfs durch Sonnenlicht
Vitamin D ist der Sammelbegriff für mehrere fettlösliche Verbindungen (z. B. Vitamin D2 und D3), die eine wichtige Rolle bei der Bildung der Knochen und der Absorption von Calcium spielen. Streng genommen handelt es sich bei Vitamin D übrigens nicht um ein Vitamin, sondern um eine Art von Hormon. Vitamine sind per Definition für den Menschen lebenswichtige Stoffe, die nicht vom Körper gebildet werden können. Sie müssen also von außen über die Nahrung zugeführt werden.
Auf Vitamin D trifft diese Definition nicht zu. Es kann nämlich vom Menschen selbst gebildet werden, wenn die Haut einer genügend hohen Dosis an Sonnenlicht (UV-B-Strahlung) ausgesetzt ist.
Merke: Wenn die Hände, Unterarme und das Gesicht im Sommer 15 Minuten der Mittagssonne ausgesetzt werden, wird genügend Vitamin D gebildet, um den mehrfachen Tagesbedarf an Vitamin D zu decken. Die gebildete Menge ist umso größer, je mehr Hautfläche von der Sonne beschienen wird. Eine längere Bestrahlung bringt meistens keinen zusätzlichen Effekt, da der Körper die Vitamin-D-Produktion mit der Zeit drosselt, um sich nicht zu vergiften.
Vitamin-D-Versorgung durch die Ernährung
Man kann Vitamin D aber auch über die Nahrung oder über Nahrungsergänzungsmittel zuführen, das kann besonders interessant sein, wenn der Winter lange ist und über viele Monate keine ausreichende Versorgung über die Sonne möglich ist. Allerdings ist Vitamin D insgesamt nur in wenigen Lebensmitteln enthalten: Die ergiebigsten Quellen sind fetter Meeresfisch und Lebertran.
Auch Avocados werden regelmäßig als guter Vitamin-D-Lieferant genannt, 100 g Avocado sollen 3,43 µg enthalten, was rund 70 % des Tagesbedarfs entspricht. In unseren Apps liegt der Vitamin-D-Gehalt bei 0 µg. Wir erhielten mehrere Anfragen, wieviel Vitamin D denn nun in der Avocado steckt.
Widersprüchliche Angaben zum Vitamin-D-Gehalt von Avocado
Uns ist bei der Recherche der Daten in unserer App schnell aufgefallen, dass die Empfehlung Avocado zu essen, um seinen Vitamin-D-Bedarf zu decken, fast nur im deutschsprachigen Raum ausgesprochen wird. Deswegen durchforsteten wir die Fachliteratur nach Untersuchungen, die Avocado als Vitamin-D-Quelle identifizieren: Fehlanzeige! Der einzige Fachartikel, in dem von einem hohen Vitamin-D-Gehalt von Avocados berichtet wird, stammt aus dem Jahr 1930, dieser war aber leider nicht mehr zugänglich. Alle aktuellen internationalen Lebensmitteldatenbanken weisen einen Vitamin-D-Gehalt von 0 µg aus. Wieviel Vitamin D steckt denn nun in Avocado?
Woher kommen die falschen Werte?
Schuld ist tatsächlich ein falscher Eintrag in einer weit verbreiteten deutschen Lebensmitteldatenbank, der mittlerweile aber korrigiert wurde. Dieser falsche Wert wurde leichtsinnigerweise von vielen Internetseiten, Bloggern und sogar Ernährungsberatern und Ärzten aufgegriffen und es wurden hunderte Artikel veröffentlicht, die Avocado als wertvolle Vitamin-D-Quelle aufzählen. Selbst auf den Beipackzetteln von verschreibungspflichtigen Medikamenten ist diese Information zu finden (siehe Abbildung 1). Leider wurden die entsprechenden Artikel nie korrigiert und sind nach wie vor weit oben in den Trefferlisten der Suchmaschinen zu finden.
▲Abbildung 1: Beipackzettel eines verschreibungspflichtigen Medikaments.
Richtig ist: Avocado enthält kein Vitamin D. Avocados sind zwar ein tolles Lebensmittel, aber seinen Vitamin-D-Bedarf kann man mit ihnen leider nur decken, wenn man sie bei sonnigem Wetter draußen im Garten verzehrt.
An dieser Geschichte sieht man leider, dass ein einfacher Fehler in der heutigen Zeit zu einer schnellen Verbreitung von Falschinformationen auf hunderten Webseiten führen kann. Wir stoßen immer wieder auf solche Inkonsistenzen und versuchen dann der Sache auf dem Grund zu gehen. Auch wir sind nicht vor Fehlern gefeit, deswegen überprüfen wir unsere Informationen in regelmäßigen Abständen!
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Quellen:
- M. Dreher et al., Hass Avocado Compositionand Potential Health Effects, Critical Reviews in Food Science and Nutrition, 53:738–750 (2013)
- https://www.blsdb.de/assets/uploads/Kundeninformation_BLS_3.02_Stand_05-07-2017.pdf (abgerufen April 2019)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Vitamin_D (abgerufen April 2019)
Bild:
Günter Beer, www.beerfoto.com